Venezuela ´24 - Teil 5: Der erste Besuch im Kakaowald
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Nach der ersten heißen Nacht treffen wir uns alle unabgesprochen am Strand zum Sonnenaufgang.
Wenn der Ozean nur 2 Minuten von der Haustür entfernt ist, scheinen wohl alle die gleichen Bedürfnisse zu haben. Der Blick in die Weite, das Rauschen der Wellen, der Sand unter den Füßen.
Egal ob schwimmen, Meditation, Yoga – alle finden hier ihr stilles Plätzchen, um diesen wundervollen Tag zu starten.
Wir sind früh mit Andrés verabredet. Je später wir in den Dschungel gehen, desto heißer wird es sein. Wir benötigen circa 45 Minuten bis zum Zeremoniewald, in welchem David, Andrés, Silva und andere liebe Helfende, im letzten Jahr die kleinen Kakaobäume gepflanzt haben.
In Andrés's Haus hängt eine Zeichnung am Schrank.
Die Anordnung der Kakaobäume erfolgte auf Basis des energetischen Zahlensystems der Maya, erklärt er mir. (nähere Infos findest du hier)
Der Weg in den Wald ist wunderschön. Diese Ruhe. Nur das Rauschen des Meeres, der Wind in den Bäumen und hunderte Vögel sind zu hören.
Wir laufen raus aus dem Dorf, am Meer entlang, vorbei an einer wunderschönen Bucht, auf kleinen Pfaden.
Ein Mal über den Fluss, an der Palme rechts, am nächsten Kakaobaum links – hier bedarf es Aufmerksamkeit und gutem Gefühl, um sich den Rückweg zu merken.
Bereits von Weitem sehen wir ein wenig Rauch. Wir kommen näher und sehen Diego dort sitzen. Er bewacht das Feuer.
Wie alt der Mann ist, kann ich wirklich nicht gut schätzen. Aber er wirkt, als würde er dieses authentische Lächeln bereits sein Leben lang tragen.
Wir schauen uns an, wie sich die kleinen Bäumchen im letzten Jahr entwickelt haben.
„Im Zentrum der Großvater- der Hüter“, erklärt David.
Der wird in den nächsten Tagen und Wochen sehr viel Liebe und Aufmerksamkeit von uns bekommen.
Einige der Kakaopflanzen haben es wirklich nicht so leicht, in der heißen Sonne.
Andrés hat ein Wasserloch gegraben und wässert alle 2 Tage alle 200 Bäume. Nicht mit Schläuchen, oder Kannen. Mit schweren Wassereimern, aus welchen er das Wasser sanft durch seine Hand an die Bäume laufen lässt.
Beeindruckend mit wie viel Gefühl und Passion er sich um den Wald kümmert.
Der Kakao benötigt mehr Schatten. Zwar sind abwechselnd Kakao und Bananen gepflanzt (diese wachsen schneller hoch und spenden durch ihre großen Blätter Schatten), jedoch benötigen wir insbesondere in den äußeren Kreisen mehr Sonnenschutz.
So kommt es, dass Katharina und Kristin zu Patinnen zweier junger Kokospalmen werden. Diese wachsen sehr schnell, benötigen weniger Wasser als Kakao und werden schnell zu nützlichen Schattenspendern.
Alle gemeinsam wässern wir die Pflanzen. Die Hitze in Kombination mit der Luftfeuchtigkeit macht durstig. In einer kleinen Pause versorgen uns Goyo und Lucas mit frischen Kokosnüssen. Erst trinken, dann essen – der Wald hat alles, was wir brauchen.
Dankbar und mit neuer Energie machen wir uns auf den Rückweg.
Nun haben wir noch genug Zeit vor Sonnenuntergang in der einsamen Bucht zu halten und den gemeinsamen Tag mit einer Runde Genießen des wunderschönen Meeres abzuschließen.
Wie glückliche Kinder lachen und singen wir, fletschen Steine und genießen die Abkühlung.
Wieder im Dorf angekommen, hat Peloma für alle gekocht. Es gibt Yucca (eine kartoffelähnliche Wurzel), Platano (Kochbanane) und frisch gefangenen Fisch.
Wir genießen die Gastfreundschaft und das gemeinsame Essen zwischen Esel, Hund und Hühnern.
Am Abend gilt es noch ein paar Dinge zu organisieren.
Morgen möchten wir den Dorfbewohnenden einen Bericht teilen. Wir haben einen Laptop und einen Beamer mitgebracht und möchten den Menschen berichten, wer und was Cecocesola ist.
Ist ein hierarchiefreier, solidarischer Verbund von Genossenschaften in Venezuela mit Schwerpunkten auf Anbau und Vertrieb von Lebensmitteln sowie Gesundheitsversorgung.(Link zur Doku: https://www.dw.com/de/glaubenssachen-alle-bestimmen-mit-gelebte-utopie-im-krisenland-venezuela/video-57792443)
Denn bei unserem nächsten Besuch in Macuro, in wenigen Tagen, werden wir das große Glück haben, dass uns 5 Mitwirkende der Kooperative begleiten und ihr Erfahrungen teilen.
Unser Wunsch ist es, die Menschen in Macuro zu inspirieren, daran zu glauben und dafür zu wirken, dass alles möglich ist, was sie sich vorstellen. Auch in Venezuela.
Für heute gibt es aber vorerst nur Bild und Ton Test und riesige Freude in Form eines spanischen Kinderfilms. Kinderkino im Dorf- das sorgt für strahlende Kinderaugen.
Erschöpft und zufrieden beenden wir unseren Tag und freuen uns auf einen neuen Sonnenaufgang am Strand.